ANGELIKA SIEPMANN
Verden. Seit rund 30 Jahren ist Ute Scholz überzeugte „Zontian", seit fast drei Monaten fungiert sie als Präsidentin von Zonta International (IT). Es ist ein arbeitsreicher Posten auf Zeit, den die Verdenerin Ende Juni in Hamburg auf der 65. Convention des globalen Frauennetzwerkes von der Kalifornierin Sharon Langenbeck übernommen hat, befristet auf zwei Jahre. 2024 wird die Finnin Salla Tuominen ihre Nachfolge antreten. Was schon genauso sicher wie der Ort des nächsten globalen Gipfeltreffens ist. Und so taucht Brisbane, die Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland, denn auch auf der langen Liste der Reiseziele auf, die Ute Scholz bis zum Stabwechsel ansteuern wird.
„Build a better world for women und girls" („Baut eine bessere Welt für Frauen und Mädchen"), so lautet das Motto, das die 64-jährige Juristin, gebürtig aus Oberhausen, für ihre Ehrenamtszeit ausgewählt hat. Möglichst „griffig" sollte es sein, in einfacher Sprache und für jede und jeden leicht verständlich. Der neue Slogan, aus mehreren Vorschlägen ausgesucht, werde bereits gut angenommen, hat die Präsidentin zufrieden festgestellt. Überhaupt sei es wichtig, auf die Aufgaben und Intentionen der weltweiten Vereinigung, die sich ausdrücklich als Menschenrechtsorganisation versteht, immer wieder deutlich hinzuweisen und dabei auch vermehrt in der Öffentlichkeit, so auch in sozialen Medien, Transparenz und Flagge zu zeigen, betont die Präsidentin. „Die Leute müssen für unsere Anliegen sensibilisiert werden, gerade auch vor Ort."
1200 Clubs in 63 Ländern
Dafür seien also nicht zuletzt die einzelnen Clubs in den 32 Distrikten gefragt. Nahezu 1200 Clubs sind es inzwischen, die in 63 Ländern der Erde bestehen und zusammen etwa 30.000 Mitglieder zählen. Der älteste und größte Zusammenschluss berufstätiger Frauen, 1919 in den Vereinigten Staaten entstanden, bedarf einer effektiven Administration. Die Führung von Zonta IT („überparteilich, überkonfessionell, weltanschaulich neutral") obliegt in erster Linie dem Vorstand. Das sogenannte „Board" bilden aktuell neben Ute Scholz an der Spitze die bereits auserkorene „President-Elect" Salla Tuorminen, Vizepräsidentin Fernanda Galla-Freschi (Italien), Schatzmeisterin Soulella Cumming (Neuseeland) sowie sieben Direktorinnen, unter anderem aus Ghana, Hongkong und Schweden.
Das erste Board-Meeting unter ihrer Präsidentschaft hat Ute Scholz mit ihren Mitstreiterinnen natürlich schon in Hamburg abgehalten. „Alles tolle, engagierte Frauen", freut sich die frühere stellvertretende Stadtdirektorin, und dies gilt ebenso für die engagierte Riege, die Scholz für die von ihr ernannten Komitees gewinnen konnte, die 14 Fachausschüsse, die jeweils mit drei bis sechs Frauen besetzt sind. Dass jetzt vereinzelt auch jüngere Frauen mitmischen, zum Beispiel eine aufstrebende Australierin, die sich mit 21 Jahren schon als lokale Vorsitzende engagierte, findet Ute Scholz auch klasse. Am Hauptsitz von Zonta IT, der Verwaltungszentrale in der US-Metropole Chicago, verfügt auch die Präsidentin über ein Büro. Ehe die Verdenerin allerdings wieder im fernen Hauptquartier vorstellig wird, konferiert sie mit ihren Kolleginnen häufig und ausgiebig digital – und wird demnächst vor allem oft auf Achse sein.
Engagiert gegen Kinderehen
Die Lebenssituation von Frauen und Mädchen in jeglicher Hinsicht zu verbessern und besonders ihre Rechte zu stärken, ist seit jeher Ziel der Zontians. Sie kooperieren dabei eng mit internationalen Hilfsorganisationen, wobei es von unschätzbarem Vorteil ist, dass Zonta seit Gründung der Vereinten Nationen (UN) im Jahre 1945 darin mit konsultativem Status vertreten ist. Ende Oktober wird Ute Scholz – nicht zum ersten Mal – nach Indien reisen und in der nordöstlichen Küstenregion unter anderem mit Mitarbeiterinnen des Kinderhilfswerks Unicef zusammentreffen. In dem ländlichen Gebiet läuft seit einiger Zeit, ähnlich wie auf Madagaskar, ein Projekt speziell gegen Kinderehen und Zwangsheirat. Die Steuerungsgruppe möchte sich ein Bild von der Lage machen und auch überprüfen, „ob Spendengelder gut ankommen".
Der nächste Trip wird die schon immer reisefreudige Zonta-Präsidentin, die nun auch amtsbedingt wieder viel in Fliegern sitzen muss, im November in den US-Staat Oklahoma führen. Die jährliche Besprechung mit den Vorsitzenden der Service-Clubs und den Geschäftsführerinnen steht an. Nachdem so manches Meeting in den vergangenen beiden Jahren wegen Corona flachfallen musste oder nur virtuell stattfinden konnte, ist mittlerweile wieder verstärkt direkter Austausch angesagt. Im Dezember geht es nach Brisbane, um schon mal die Weichen für die Convention im übernächsten Jahr zu stellen. Ute Scholz verbindet die Tour mit dem Besuch bei einer australischen Freundin, ehe sie kurz vor Weihnachten nach Hause zurückkehrt.
Amt ist Vollzeitjob
Gleich nach Neujahr geht es wieder los: In Chicago tagt das Board. Für März steht die Teilnahme am Weltfriedensrechtskongress an, und im Laufe des Jahres wird Ute Scholz noch verschiedene Zonta-Distrikte weltweit besuchen und unter anderem in Japan sein. Präsidentin von Zonta IT zu sein, ist ein Vollzeitjob, der viel Flexibilität erfordert. Aber die zuvor schon in Vorstandsämtern und als Vizepräsidentin erprobte Ute Scholz wusste, worauf sie sich einließ – und ist jederzeit hoch motiviert und gut gelaunt im Einsatz.